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Hans-Jürgen Wilhelm Hans-Jürgen Wilhelm

“ICH, DU, WIR & VIELFALT”

Diesmal ein Blog zu dem neuen und hoch aktuellen Buch von Susan Omondi: „ICH, DU, WIR & VIELFALT“. Es zeigt mit „47 magischen Wegen“, wie Fremde im Alltag einander begegnen können.

Mirakulix, den die meisten von uns noch aus den Asterix Heften kennen, sagte einmal: „Ich habe nichts gegen Fremde aber diese Fremden sind nicht von hier.“ Fremde waren die Menschen aus dem Nachbardorf, von denen man zwar wusste, dass es sie gibt aber man kannte sie kaum. Jetzt kommen Fremde, von denen man nichts weiß. Die die Welt anders sehen und bestehende Ordnungen in Frage stellen. Nur allein dadurch, dass sie der alten Wahrheit neue gegenüberstellen.
Eine Wahrheit sorgt für Ordnung. Zu viele Wahrheiten führen aber schnell zu Chaos. Das ist so ähnlich wie mit Geld. Wenn es zu viel davon gibt, wird’s wertlos und dann führt das zu einer Inflation. Und so droht uns eine Inflation der Wahrheit. Aber der Vergleich stimmt nur bedingt. Im Gegensatz zum Geld kommt es bei den Wahrheiten auf den Blickwinkel des Betrachters an, ob sie oder er diese vielen Wahrheiten als Inflation oder als Vielfalt begreift.

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Diesmal ein Blog zu dem neuen und hoch aktuellen Buch von Susan Omondi: „ICH, DU, WIR & VIELFALT“. Es zeigt mit „47 magischen Wegen“, wie Fremde im Alltag einander begegnen können.

Mirakulix, den die meisten von uns noch aus den Asterix Heften kennen, sagte einmal: „Ich habe nichts gegen Fremde aber diese Fremden sind nicht von hier.“ Fremde waren die Menschen aus dem Nachbardorf, von denen man zwar wusste, dass es sie gibt aber man kannte sie kaum. Jetzt kommen Fremde, von denen man nichts weiß. Die die Welt anders sehen und bestehende Ordnungen in Frage stellen. Nur allein dadurch, dass sie der alten Wahrheit neue gegenüberstellen.

Eine Wahrheit sorgt für Ordnung. Zu viele Wahrheiten führen aber schnell zu Chaos. Das ist so ähnlich wie mit Geld. Wenn es zu viel davon gibt, wird’s wertlos und dann führt das zu einer Inflation. Und so droht uns eine Inflation der Wahrheit. Aber der Vergleich stimmt nur bedingt. Im Gegensatz zum Geld kommt es bei den Wahrheiten auf den Blickwinkel des Betrachters an, ob sie oder er diese vielen Wahrheiten als Inflation oder als Vielfalt begreift.

Die älteren unter uns sind in einer Welt aufgewachsen, in der Veränderungen die absolute Ausnahme waren. Unsere Kinder werden in eine Welt geboren, in der Veränderung und die Auseinandersetzung mit Unbekannten und Unbekanntem Alltag ist. Für viele ist das mit Verunsicherung und Angst verbunden. Deshalb ist es wichtig, die Menschen bei diesen Veränderungen zu begleiten, ihnen die Ängste zu nehmen und sie nicht auf diesem Weg zu verlieren.

Wenn wir von Integration sprechen, so genügt es nicht, nur die Grenzen zu öffnen. Der viel schwierigere Teil folgt erst danach. Integration kann man nicht einfach anordnen noch einfordern. Um Integration zu ermöglichen, müssen wir Rahmenbedingungen schaffen, die Ängste abbauen und Vertrauen auf beiden Seiten schaffen. Wir brauchen Menschen, die Brücken bauen und die den anderen Menschen die Angst nehmen. Menschen in Angst bauen keine Brücken, sondern Mauern!

Mutig und verstehend tut Susan Omondi mit ihrem wundervollen Buch „ICH, DU, WIR & VIELFALT“ aber genau das, sie baut Brücken. Niemals vorwurfsvoll oder belehrend beschreibt sie in verschiedenen Situationen wie Einheimische und Nichteinheimische einander begegnen und eröffnet so für beide Seiten neue Perspektiven, die es - wenn sich der Leser darauf einlässt - ermöglichen, den gegenüberstehenden Menschen besser zu verstehen. Und Verstehen ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg, Ängste abzubauen und auf den anderen zuzugehen.

Am Beispiel „Politische Korrektheit“ und dem „Negerkuss“ beschreibt sie deutlich, dass wir hier in Deutschland dazu neigen, Situationen intellektuell zu lösen und Diskussionen führen, die im besten Fall gut gemeint sind aber im Alltagsleben der Menschen letztendlich nur dazu führen, dass zusätzliche Mauern gebaut werden. Mehr Humor und weniger Verbissenheit würde helfen, Mauern einzureißen und neue Brücken zu bauen aber diese Chance wird durch eine fast dogmatische Verbal-Erotik vertan.

Frau Omondi zeigt mit ihrem Buch auf eine sehr erfrischende und nachvollziehbare praktische Weise, dass Begegnung kein komplexer, intellektueller Akt ist. Ganz im Gegenteil. Wenn wir uns im Alltag mit Leichtigkeit, Offenheit und viel Humor begegnen, ist Vielfalt keine Gefahr, vor der wir uns schützen müssen, sondern eine große Bereicherung für uns alle!

Danke, für dieses großartige Buch, das Brücken von Mensch zu Mensch baut! 

© Dr. Hans-Jürgen Wilhelm 01_24
Kontakt und weitere Infos: www.drwilhelm.org

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SGB XI, das tote Pferd

Es gibt eine alte Weisheit des Stammes der Dakota, die schlicht lautet: „Wenn Du entdeckst, dass Du ein totes Pferd reitest, steig ab!“
Klingt einfach und logisch, aber scheinbar gab es schon damals genügend Situationen, die diesen Satz einforderten. Auch heute gibt es sicherlich viele Beispiele dafür, wo dieser Satz helfen würde. Das SGB XI ist eines davon.

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Es gibt eine alte Weisheit des Stammes der Dakota, die schlicht lautet: „Wenn Du entdeckst, dass Du ein totes Pferd reitest, steig ab!“

Klingt einfach und logisch, aber scheinbar gab es schon damals genügend Situationen, die diesen Satz einforderten. Auch heute gibt es sicherlich viele Beispiele dafür, wo dieser Satz helfen würde. Das SGB XI ist eines davon.

Seit dem 1.1.1995 gibt es das SBG XI und vieles daran war damals sicherlich gut und richtig. Aber die grundlegenden Rahmenbedingungen haben sich vollkommen verändert, und das Gesetz mit seinen starren Rahmen wie z.B. den Sektorengrenzen ist schon lange nicht mehr in der Lage, darauf zu reagieren. Doch statt abzusteigen, flechten wir seit Jahren mit großem Aufwand die Mähne immer wieder neu. Das bringt uns zwar keinen Schritt nach vorne, sieht aber gut aus und hält das System beschäftigt.

Die Fachhochschule Münster hat sich auch mit dieser alten Weisheit befasst und großartige Strategien aufgelistet, wie das moderne Management reagiert, wenn es erkennt, dass es ein totes Pferd reitet:

„• Sie besorgen eine stärkere Peitsche

• Sie wechseln die Reiter

• Sie sagen: So haben sie das Pferd doch immer geritten

• Sie gründen einen Arbeitskreis, um das Pferd zu analysieren

• Sie erhöhen die Qualitätsstandards für den Beritt toter Pferde

• Sie bilden eine Task Force, um das tote Pferd wiederzubeleben

• Sie ändern die Kriterien, die besagen, ob ein Pferd tot ist

…“ Nachzulesen unter: https://www.fh-muenster.de/ciw/downloads/personal/juestel/juestel/weisheit_der_dakota-indiana.pdf

Ein Systemwechsel ist für unser Gesundheitssystem längst überfällig und es gibt sehr gute neue Konzepte, auf denen aufgebaut werden kann, wie die „Care Share 13-Systemarchitektur“ (https://www.i-pag.de).

Wann steigen wir endlich ab?

© Dr. Hans-Jürgen Wilhelm 12_23
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Helfen als Machtfaktor

Man könnte annehmen, dass Pflege mit Macht wenig zu tun hat.

Es stellt sich die Frage, warum viele Pflegende häufig Probleme mit den Begriffen „Kunde“ und „Dienstleistung“ haben.
Pflege ist ein helfender Beruf. In einer Beziehung, in der einer der anderen hilft, ist der oder die Helfende immer in der machtvollere Position als der- oder diejenige, der geholfen wird.

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Man könnte annehmen, dass Pflege mit Macht wenig zu tun hat.

Es stellt sich die Frage, warum viele Pflegende häufig Probleme mit den Begriffen „Kunde“ und „Dienstleistung“ haben.

Pflege ist ein helfender Beruf. In einer Beziehung, in der einer der anderen hilft, ist der oder die Helfende immer in der machtvollere Position als der- oder diejenige, der geholfen wird. Dies war auch in der Pflege so, wie das folgende Zitat zeigt.

 „Auch die komplexe Beziehung zwischen Pflegekraft und Pflegebedürftigem war divergent gegenüber der heutigen Zeit: Sie war geprägt von einer Weisungsbefugnis gegenüber den zu Pflegenden, einer widerspruchslosen Akzeptanz von Anordnungen der Pflegekraft und einem absoluten Abhängigkeitsverhältnis.“  

(https://ak-pflege-blog.de/wp-content/uploads/2019/07/Professionalisierung_Pflege_im_historischen_Kontext.pdf)

 Wenn Pflege nun aber am freien Markt zum Produkt wird, das am freien Markt gehandelt wird, dann wird aus dem Helfen eine Dienstleistung, weil dafür bezahlt wird. Und damit geht die machtvollere Position des Helfenden auf denjenigen über, der die Dienstleistung empfängt. Aus dem Helfenden wird ein Dienender.

So treffen nicht nur Wertesysteme aufeinander, es verschieben sich auch grundlegend die Machtverhältnisse am Patientenbett.

 Nur ein Gedanke

Auszug aus dem Buch: „Werte gehen heute anders“ https://www.drwilhelm.org/buecher

© Dr. Hans-Jürgen Wilhelm 09_23
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Verflucht zur Individualität

Wenn Biographie zur Bastelbiographie wird und der eigene Lebenslauf zur Aufgabe, vielleicht gar zur einzigen sozialen Verpflichtung, die dem Einzelnen noch geblieben ist, dann darf es nicht verwundern, wenn der Einzelne versucht, diese Aufgabe optimal zu lösen.

Das einzige immer unerreichbarer werdende Ziel ist die Zufriedenheit, die den derzeit allzu gefürchteten Zustand des Innehaltens impliziert.

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Wenn Biographie zur Bastelbiographie wird und der eigene Lebenslauf zur Aufgabe, vielleicht gar zur einzigen sozialen Verpflichtung, die dem Einzelnen noch geblieben ist, dann darf es nicht verwundern, wenn der Einzelne versucht, diese Aufgabe optimal zu lösen.

Und selbst hierbei wird das Subjekt immer mehr auf sich selbst verwiesen. Der Weltanschauungskasten ist nicht geplündert, wie Gronemeyer schreibt, er ist überfüllt - wobei das Ergebnis hierbei eigentlich dasselbe ist. Eine wahre Flut von Wahrheiten führt zur Inflation der Wahrheit. Aus der von Berger beschriebenen "kognitive Kontamination" ist eine Immunschwächekrankheit geworden. Wahrheit wird zur Ansichtssache, die Begriffe Wahr und Falsch verlieren ihre trennende Bedeutung, sie werden relativ. Wenn alles Wahrheit wird, wird die Wüste zum Weg. Jeder ist nicht nur gezwungen seine eigene Biographie zu erarbeiten, er muß sogar seine Ziele selbst bestimmen, an welchen er diese ausrichten will. Auf diese Art und Weise ist nur allzu verständlich, daß die hierbei jeweils gefundenen Ziele meilenweit voneinander entfernt liegen können.

Doch selbst diese zahlreichen Ziele – wenn man sie denn gefunden hat – verblassen, wenn man sie schließlich erreicht hat. Alles ist erklärbar, alles machbar und alles ist zu steigern. Transzendenz, Wunder alles Unerklärliche hat seine Berechtigung verloren. Jede Frage scheint weltimmanent beantwortet werden zu können. So wird die Frage der Verhütung zur entscheidenden Glaubensfrage. 

Doch können wir tatsächlich so sicher wissen, "daß die Wahrheit der modernen Physik notwendig die Unwirklichkeit von Engeln impliziert“ (Berger)?

Diese Entwicklung vom "Genug zum je mehr desto besser" (Gorz) setzt jeden Einzelnen unter permanenten Druck. Jedes Ziel ist erreichbar und somit jedes nicht erreichte Ziel eine persönliche Niederlage. Der Einzelne wird zur sozialen Selbstbefriedigung gezwungen, er ist zur Individualität verdammt.

Wenn der Einzelne gezwungen wird, seinen Lebenslauf selbst zu erarbeiten, so scheint er - wenn er diese Aufgabe für sich optimal gelöst hat - nur sehr bedingt bereit zu sein, an seine gesellschaftlichen Verpflichtungen erinnert zu werden.

Das zur Individualität verdammt Individuum sieht seinen Erfolg als seinen alleinigen persönlichen Erfolg, für den es niemandem Dank schuldet, und der immer weiter gesteigert werden muss.

Das einzige immer unerreichbarer werdende Ziel ist die Zufriedenheit, die den derzeit allzu gefürchteten Zustand des Innehaltens impliziert.

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Die Werte der Pflege am freien Markt!

Pflege wird zum Statisten im eigenen Pflegemarkt!

Auf die Öffnung der Pflege für den freien Markt waren weder die in der Pflege Arbeitenden noch die Pflege als Berufsgruppe vorbereitet und wurden hierbei auch nicht begleitet. Sie wurden mit einem neuen Wertesystem konfrontiert oder besser von diesem überrollt. Und selbst heute, nach mehr als 20 Jahren hat sich die Pflege darauf kaum eingestellt. Ganz im Gegenteil.

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Durch die politische und somit auch gesellschaftlich getragene Entscheidung, Pflege für den freien Markt zu öffnen, trafen zwei unterschiedliche Wertesysteme aufeinander: das der Pflege und das der freien Marktwirtschaft.

Auf die Öffnung der Pflege für den freien Markt waren weder die in der Pflege Arbeitenden noch die Pflege als Berufsgruppe vorbereitet und wurden hierbei auch nicht begleitet. Sie wurden mit einem neuen Wertesystem konfrontiert oder besser von diesem überrollt. Und selbst heute, nach mehr als 20 Jahren hat sich die Pflege darauf kaum eingestellt. Ganz im Gegenteil.

Während sich der Pflegemarkt rasant entwickelt und immer größere internationale Unternehmen entstehen, steht die Pflege dieser Entwicklung fast hilflos und gelähmt gegenüber. Sie agiert und argumentiert im Gegensatz zu anderen Berufsgruppen und Gewerkschaften weiter auf der Grundlage ihrer alten Wertevorstellungen.

Auch im Arbeitsalltag der Pflegenden treffen diese beiden Wertesysteme, das der Marktwirtschaft und das der Pflege aufeinander. Dies wird aber nicht als Chance zur Weiterentwicklung erkannt, sondern als Widerspruch, dem sich die Pflegenden im Alltag ausgesetzt fühlen. Vielleicht mit ein Grund dafür, warum Pflegekräfte ihren Beruf aufgeben.

Wenn dann der Wert der „Wirtschaftlichkeit“ an Überhand gewinnt und Private-Equity Investoren ausschließlich auf maximales Wachstum setzen, um einen Träger mit mehr Pflegeheimen mit maximalem Gewinn weiterverkaufen zu können, dann wird die Pflege selbst zu einem störenden Statisten im eigenen Pflegemarkt. In diesem Markt geht es ausschließlich um Immobilien und schnell wachsende Träger, ohne irgendeinen Nutzen für das Gesundheitssystem selbst.

Wenn wir als Gesellschaft wieder eine Balance zwischen den Werten im Gesundheitswesen schaffen wollen, müssen wir uns zunächst darüber einig werden, wieviel wir bereit sind, in Zukunft für unsere Pflege zu investieren. Dafür brauchen wir auch eine starke und selbstbewusste Pflege, die sich aktiv in einen solchen Prozess einbringt.

© Dr. Hans-Jürgen Wilhelm Kontakt und weitere Infos auch zum Buch „Werte gehen heute anders“:
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Pflege, süchtig nach Wertschätzung

Kaum ein anderer Beruf erhält so viel Zuwendung und Anerkennung wie die Pflege. Kein anderer Beruf fühlt sich aber auch so wenig wertgeschätzt. Keine andere Berufsgruppe scheint so abhängig zu sein, von der Meinung des Restes der Gesellschaft.

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Pflege hat ein massives Suchtproblem. Sie ist abhängig von externer Wertschätzung.

Die Gesellschaft versucht diese Sucht auf verschiedenste Arten zu befriedigen. Es wird auf Balkonen geklatscht, in Zeitungen wohlwollend berichtet und in unzähligen Talk-Runden gelobt und bewundert, was das Zeug hält.

Aber warum tut die Gesellschaft das? Handelt es sich hierbei um eine tragische Co-Abhängigkeit oder was ist die eigentliche Motivation, für dieses unentwegte Wohlwollen?

Kaum ein anderer Beruf erhält so viel Zuwendung und Anerkennung wie die Pflege. Kein anderer Beruf fühlt sich aber auch so wenig wertgeschätzt. Keine andere Berufsgruppe scheint so abhängig zu sein, von der Meinung des Restes der Gesellschaft.

Ganz im Gegenteil, anderen Berufsgruppen scheint diese Meinung im Vergleich zu den eigenen Wünschen und Zielen zumindest zweitrangig zu sein. Diese verteilen einfach keine Post oder legen den Flug- oder Bahnverkehr lahm, wenn sie ihre Ziele und Wünsche nicht berücksichtigt sehen. Die Pflege legt sich im schlimmsten Fall an ihrem freien Wochenende vors Rathaus. Das ist dann wieder eine großartige Gelegenheit für alle übrigen Passanten aus Politik, Presse und allen anderen gesellschaftlichen Gruppen und Schichten, den Wert und die fundamentale Bedeutung der Pflege hervorzuheben und ausdrücklich zu betonen, wie wichtig diese Aufgabe doch für uns alle ist. Die einen haben ihre Wertschätzung, die anderen ihren wohlwollenden und publikumswirksamen Einsatz und alles ist wieder gut. Eigentlich eine Win-Win Situation, wenn dabei nicht das Gesundheitssystem und letztendlich auch die Pflege auf der Strecke bleiben würden.

Ist der Rest der Gesellschaft tatsächlich in einer Co-Abhängigkeit gefangen oder hält sie nicht vielmehr die Pflege in ihrer Abhängigkeit gefangen und gefügig? Wollten bzw. wollen wir überhaupt eine starke und selbstbewusste Pflege, die ihre Macht und Chancen erkennt und auch nutzt?

Können wir es uns als Gesellschaft tatsächlich leisten, die Pflege weiterhin in dieser Abhängigkeit zu halten oder brauchen wir nicht dringender als je zuvor eine starke und selbstbewusste Pflege, wenn wir die zahlreichen Aufgaben unseres Gesundheits- und Pflegesystems zukünftig lösen wollen.

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